Role Models
Forschung über herausragende Akademikerinnen und Nobelpreisträgerinnen mit Migrations-, oder Fluchthintergrund. Wir stellen folgende Akademikerinnen und Nobelpreisträgerinnen mit Flucht-, oder Migrationshintergrund vor.
Maria Elizabeth Zakrzewska - Akademikerin mit Migrationshintergrund
Maria Elizabeth Zakrzewska, 1829-1902,
Gründerin einer Medizinischen Gesellschaft (1878)
Sie wurde 1829 in Deutschland als Tochter polnischer Eltern geboren und starb 1902 in den USA. Wie ihre Mutter machte sie zunächst eine Hebammenausbildung an der Charité in Berlin, wo sie dann Assistentin des Direktors und nach seinem Tod 1851 seine Nachfolgerin wurde. Auf der heftigen Kritik, dass sie zu jung für diese leitende Stellung sei, entschloss sie sich, Deutschland zu verlassen und wanderte nach Amerika aus. Hier arbeitete sie zunächst in Elizabeth *Blackwells Armenambulanz in New York. Diese erkannte ihre Begabung und ermutigte sie, Medizin zu studieren. Maria Zakrzewska war eine der ersten vier Studentinnen, die sich in Cleveland (1854) einschreiben konnten. 1856 erwarb sie ihren Doktor der Medizin und leitete danach mit Elizabeths Schwester Marie Blackwell die Armenambulanz, während Elizabeth sich in England aufhielt. 1859 ging sie nach Boston, wo sie am New England Female Medical College Frauenheilkunde und Geburtshilfe unterrichtete. 1863 gründete sie das New England Hospital for Women and Children, das erste in den USA, dass eine Schwesternschule und eine Sozialstation hatten. Maria Zakrzewska war 40 Jahre die Leiterin und entwickelte es von einem 10-Betten-Haus in eine große Organisation. 1878 gründete sie die New England Hospital Medical Society und wurde ihre Präsidentin.
Odette Tuzet - Akademikerin mit Migrationshintergrund
Odette Tuzet, 1903-1976,
Professorin der Universität Montpellier (1938)
Sie wurde am 5. Dezember 1903 in Le Blanc (Indre, F) geboren und starb am September 1976 in Banyuls-sur-Mer. Sie studierte in Montpellier Naturwissenschaften und spezialisierte sich schon bald auf die Zoologie. Von Odette Tuzets erster wissenschaftlicher Arbeit waren ihre Lehrer so begeistert, dass sie die Verfasserin nach Paris schickten. Hier erhielt sie eine Stelle als Hilfsassistentin an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Sorbonne, wo sie 1930 promoviert wurde. Danach erhielt sie eine Assistentenstelle und wurde vier Jahre später Dozentin. 1938 folgte Odette Tuzet einem Ruf ihrer Heimatuniversität Montpellier, sie trat hier eine Professorenstelle an. Sie war damit, mit 33 Jahren, die erste Professorin der Universität Montpellier, nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern aller Fakultäten. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit hat sie sich zunächst mit der Spermatogenese und der Embryonalentwicklung der Schwämme und der Mullosken beschäftigt und hier bis dahin völlig unbekannte Zusammenhänge aufgeklärt. Später hat sie sich der Protistologie zugewandt und hauptsächlich über den Generationswechsel von Einzellern (Gre garina) gearbeitet. Eine ganze Reihe von neu entdeckten Tieren wurden ihr zu Ehren benannt. Odette Tuzet war Gründungsmitglied der Französischen Gesellschaft für Parasitologie (1962) und lange Zeit Beiratsmitglied. Kurz bevor sie starb, wurde sie zum Chevalier de la Légion d’honneur ernannt.
Margarethe von Wrangell, verh. Fiirstin Andronikow - Akademikerin mit Migrationshintergrund
Margarethe von Wrangell, verh. Fiirstin Andronikow, 1877-1932,
Habilitation in Botanik in Deutschland (1920)
Professorin für Botanik (1923)
ordentliche Professur für eine Frau in Deutschland (1923)
Sie wurde am 7. Januar 1877 in Moskau (RUS) als Tochter einer deutsch-baltischen Adelsfamilie geboren und starb am 31. März 1932 in Stuttgart-Hohenheim. Nach einer Kindheit in Moskau und Ufa lebte sie ab 1888 in Reval (estn. Tallinn), wo sie die Schule besuchte und als externe Schülerin des Knabengymnasiums das Lehrerinnenexamen ablegte. Von 1909 bis 1912 arbeitete sie an Verschiedenen europäischen Instituten in Orpa, London, Straßburg und Paris. Auch sie beschäftigte sich mit dem für die Zeit neuem Gebiet der Radioaktivität und arbeitete in London über Thorium und am Radium-Institut bei Marie —»Curie über Uran. Das Thema für ihre weitere berufliche Laufbahn fand sie, als sie 1912 Leiterin der Versuchsstation des Estländischen Landwirtschaftlichen Vereins in Reval wurde. Sie arbeitete hier an der Verwendbarkeit estländischer Phosphatvorkommen als Düngemittel. Bedingt durch die russische Revolution musste sie ihre Heimat verlassen. Margarethe von Wrangel ging an die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim (bei Stuttgart), wo sie ihre Forschung fortsetzen konnte.1920 habilitierte sie sich als erste Frau in Deutschland in der Botanik mit der Arbeit „Phosphorsäureaufnahme und Bodenreaktion“. Ihre Arbeit fand große Beachtung, da Deutschland, bedingt durch den 1. Weltkrieg, auf Phosphatimporte angewiesen war. Angebote aus der Düngemittelindustrie lehnte sie ab, um sich ihre Freiheit in der Forschung zu erhalten. Sie erhielt schließlich finanzielle Mittel vom Reichs Ernährungsministerium, um ein eigenes Institut für Pflanzenernährung an der Hochschule in Hohenheim zu bauen. 1923 erhielt sie hier als erste Frau in Deutschland eine ordentliche Professur. Auf ihrem Gedenkstein in Hohenheim steht ihr Ausspruch: Ich lebte mit den Pflanzen, ich legte das Ohr an den Boden, und es schien mir, als seien die Pflanzen froh, etwas über die Geheimnisse ihres Wachstums erzählen zu können.
Berta, Scharrer - Akademikerin mit Migrationshintergrund
Berta, Scharrer 1906-1995
Sie wurde am 1. De1906 in München (D) geboren und starb am 23.1995 in New York (USA). Berta Scharrer studierte an der Universität München bei Karl von Frisch im Hauptfach Zoologie. Hier lernte sie ihren Mann, Ernst Scharrer, kennen, der, als er an seiner Dissertation arbeitete, die sekretorische Aktivität der Nervenzellen des Hypothalamus bei einem Fisch entdeckte. Das war der Anfang ihrer gemeinsamen Arbeit auf dem Gebiet der Neurosekretion. Er arbeitete auf dem Gebiet der Wirbeltiere und sie auf dem der Wirbellosen. Beitrag zur Neurophysiologie war die Einführung der Kakerlaken als Modell für die neuroendokrine Forschung. Sie bevorzugte immer den Ansatz der vergleichenden Forschung, um generelle Prinzipien zu entdecken. Berta Scharrer ist Mitglied zahlreicher amerikanischer und europäischer wissenschaftlicher Akademien gewesen und hat eine Fülle von Auszeichnungen und Ehrungen erhalten, darunter elf Ehrendoktortitel von deutschen, österreichischen, kanadischen und amerikanischen Universitäten. Sie war zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der amerikanischen National Academy of Sciences sowie der amerikanischen und der niederländischen Academy of Arts and Sciences ernannt worden. Außerdem war Berta Scharrer Ehrenmitglied einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Gesellschaften. Sie ha zahlreiche Preise gewonnen und Aus Zeichnungen verliehen bekommen, u.a den Bayerischen Verdienstorden.
Florence Nightingale David

Florence Nightingale David, 1909-1993
Sie wurde am 23. August 1909 in der Nähe von Leominster (GB) geboren und starb am 23. Juli 1993 in Kensington (Kalifornien). Florence Nightingale David schloss das Bedford College for Women mit einem Diplom in Mathematik 1931 ab. Nach seiner Pensionierung 1935 erhielt sie eine Dozentenstelle für Statistik und pro- movierte 1938 bei J. Neyman, dem sie auch ihre erste Einladung nach Berkeley (1948) verdankte. Ihm widmete sie ihr Buch Probability Theory for Statistical Methods“, das 1949 erschien. Während des 2. Weltkrieges arbeitete sie als Statistikerin für die britische Regierung. Im Laufe ihrer Karriere hat sie zahlreiche Preise und Ehrungen er- halten, darunter auch den Preis der Statistical Society of Canada, der an Personen verliehen wird, die die Chancen von Frau- en in der Mathematik fördern. In einem Nachruf in der Fachzeitschrift ,Biometrics“ wird Florence Nightingale David eine ,statistische Legende“ genannt, deren Name immer mit der frühen Geschichte der Statistik verbunden bleiben wird.
Quelle: Lexikon der Naturwissenschaflerinnen und naturkundigen Frauen Europas// Renate Stohmeier
Hilda Geiringe

Hilda Geiringer, 1893-1973
Sie wurde am 28. September 1893 in Wien (A) geboren und starb am 22. März 1973 in Santa Barbara (USA). Ihre Eltern waren der Geschäftsmann Ludwig Geiringer und seine Frau Martha (geborene Wertheimer). Hilda Geiringer besuchte in Wien das Gymnasium des ,,Vereins für erweiterte Frauenbildung“. Von 1913 bis 1917 studierte sie dann Mathematik und Physik, ebenfalls in Wien. Hilda Geiringer gehörte zu den europäischen Mathematikern, die die an gewandte Mathematik in die USA brachten, wo man sich vorher hauptsächlich mit reiner Mathematik beschäftigte. 1960 er- nannte sie die Universität Berlin zum Professor Emeritus und die Universität Wien ehrte sie zum 50. Jahrestag ihrer Promotion. 1956 war sie zum Mitglied der Amerikanischen Akademie der Künste und Wissenschaften ernannt worden.
Quelle: Lexikon der Naturwissenschaflerinnen und naturkundigen Frauen Europas// Renate Stohmeier
Barbara Haccius
Barbara Haccius, 1914-1983,
Sie wurde am 6. Dezember Straßburg (F) geboren und starb am 29. Dezember 1983 in Mainz. sie das Abitur am 1914 1933 legte humanistischen Mädchengymnasium in Karlsruhe ab und studierte anschließend n den Universitäten München, Freiburg und Halle die Fächer Botanik, Zoologie, Chemie, Geologie und Philosophie. Bereits Anfang der fünfziger Jahre beschritt sie den langen und mühsamen Weg, durch experimentelle Einwirkung auf Versuchspflanzen einen Beitrag zur Klärung der Morphogenese pflanzlicher Embryonen, der Regenerationsfähigkeit und Funktion einzelner embryonaler An- lagen, und letztlich zum Verständnis phylogenetischer (stammesgeschichtlicher) Zusammenhänge zu leisten. Die Ergebnis- se ihrer embryologischen Forschung hat sie in der Publikation „Zur derzeitigen Situation der Angiospermen-Embryologie“ im Botanischen Jahrbuch 1971 veröffentlicht. Die Erkenntnisse aus ihrer Arbeit, die sie in zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln dargestellt hat, sind inzwischen Bestandteil renommierter Lehrbücher geworden.
Quelle: Lexikon der Naturwissenschaflerinnen und naturkundigen Frauen Europas// Renate Stohmeier
Erna Hamburger

Erna Hamburger, 1911-1988
Sie wurde am 14. September 1911 in Brüssel der Schweiz. Erna Hamburger verbrachte ihre Schulzeit bis 1925 in Deutschland. Danach besuchte sie die Ecole Supérieure des Jeunes Filles sowie das Gymnase Cantonal in Lausanne (Schweiz), und schließlich die Ingenieur- schule der Universität Lausanne. 1933 machte sie ihr Diplom als Elektroingenieurin, als beste des Jahrgangs, und pro- movierte 1937 mit einer Arbeit über den „Foucaultschen Strömungsverlust in zy-lindrischen Spulen in einer oder mehreren Schichten“. 1957 erhielt Erna Hamburger eine Professur für Elektrometer, sie war damit die erste Frau, die in der Schweiz eine Professur an einer EcolePolytechnique innehatte. Sie hat sich aber nicht nur an der Hochschule engagiert, sondern ist auch Präsidentin des Internationalen Komitees für Terminologie sowie Buchstabensymbole in der Elektrotechnik gewesen. Sie hat sich auch in verschiedenen Vereinigungen für die Belange der Frauen eingesetzt. Erna Hamburger war sieben Jahre lang Präsidentin der waadländischen Sektion de Association des femmes universitaire: und sechs Jahre Präsidentin des Internationalen Akademikerinnenbundes. 1. Professorin Hochschule der Schweiz an einer Technischen (Lausanne, sel (B) geboren und starb am 15. Mai 1988 1957)
Quelle: Lexikon der Naturwissenschaflerinnen und naturkundigen Frauen Europas// Renate Stohmeier
Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Erna_Hamburger_(1962).jpg
Julie Marie Vinter Hansen

Julie Marie Vinter Hansen, 1890-1960
Frau Dänemarks, die eine Position an einer Universität innehatte (Kopenhagen, 1922) Sie wurde am 20. Juni 1890 in Kopenhagen (DK) geboren und starb am 31. Juli 1960 in Mürren (CH). Schon als Studentin hatte sie am Observatorium der Universität Kopenhagen eine Anstellung als „Computer“ (Rechnerin). Sie berechnete eine große Zahl von Elementen und Ephemeriden für neue Kometen. Eine ihrer größten theoretischen Arbeiten war die Untersuche des Orbits der Planeten Hector und Achilles. Ab 1920 war sie Herausgeberin der „Nordisk Astronomisk Tidsskrift“ und der „International Astronomical Union Circulars“. 1931 wurde Julie Marie Hansen zum Mitglied der Royal Astronomical Society of London.
Quelle: Lexikon der Naturwissenschaflerinnen und naturkundigen Frauen Europas// Renate Stohmeier
Bildquelle :https://mujeresconciencia.com/app/uploads/2017/07/Vinter-Hansen.jpg
Dorothy Mary Hodgkin

Dorothy Mary Hodgkin, geb. Crowfoot, 1910-1994
Sie wurde am 12. Mai 1910 in Kairo (Ägypten) geboren und starb am 29. Juli 1994 in Ilmington, Warwickshire ( GB). Obwohl Dorothy in Agypten geboren wurde, wuchs sie zum größe- ren Teil bei den Großeltern in England auf. Sie hatte sich schon als kleines Mäd- chen für die Chemie interessiert und durfte mit einer Freundin zusammen am Chemieunterricht der Jungen, dem einzigen naturwissenschaftlichen Unterricht der Schule, teilnehmen. Schon in der Grundschule beschäftigt sie sich damit, Kristalle zu züchten, und Kristalle wurden zum Thema, an dem sie ihr ganzes Leben forschte. Die Arbeiten, die ihr schließlich den Chemie-Nobelpreis einbrachten, führte sie während des 2. Weltkrieges und in der Nachkriegszeit durch. 1949 veröffentlichte sie dann ihre Arbeit über die Struktur des Penizilline und 1956 über die des Vitamins B12. Später hat Dorothy Hodgkin noch die Struktur des Antibiotikums Cephalosporin C (1961) und des Insulins aufgeklärt.
Den Nobelpreis für Chemie erhielt sie 1964, als dritte Frau nach Marie → Curie und Irène → Joliot- Curie. Ebenfalls als dritte Frau wurde 1947 Mitglied der Royal Society of London. Ab 1946 war sie Dozentin für Kristallographie und ab 1960 Professorin an der Universität Oxford. Neben ihrer Tätig- keit als Wissenschaftlerin hat sie ihre Kinder selbst erzogen und sich darüber hin- aus mit ihrem Mann zusammen sozial engagiert. Dorothy Hodgkin ist Mitglied der Pugwash-Bewegung gewesen, einer Vereinigung von Wissenschaftlern, die sich für die atomare Abrüstung einsetzt. Für dieses Engagement erhielt sie 1987 den Lenin-Friedenspreis.
Quelle: Lexikon der Naturwissenschaflerinnen und naturkundigen Frauen Europas// Renate Stohmeier





